"Wir erhalten in einer Woche mehr Nachrichten,
als die Menschen vor 100 Jahren in ihrem ganzen Leben!"
Diesen Satz habe ich letztens irgendwo gelesen und musste das erstmal sacken lassen! Ist das nicht unfassbar!
Klar hat sich die Welt in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert, was den Fortschritt der Technik und Digitalisierung angeht, aber irgendwie wächst man da halt mit rein und merkt erst rückblickend, wie viel mehr doch jeden Tag auf uns einströmt als "damals".
Ich, zum Beispiel, bin in den 80ern und 90ern aufgewachsen. Ein Gameboy mit einem Spiel (dem guten alten Tetris) war mein einziges Technikspielzeug, mal abgesehen vom "Little Professor", einem super-modernen Taschenrechner, der Rechenaufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsstufen stellen konnte. Das Teil war natürlich nur von der Schule ausgeliehen und wurde fast ehrfürchtig behandelt.
Internet hatten wir bei uns zu Hause erst relativ spät, zum Ende des Jahrtausends und ich erinnere mich noch, dass ich ganz neidisch auf den Pager einer Freundin war, die immer und überall erreichbar war (allerdings musste man dafür eine Nummer anrufen und die Nachricht für sie auf ein Band sprechen, bevor sie bei ihr ankam - Wahnsinn!), schon bevor man sich überhaupt vorstellen konnte, dass in ein paar Jahren alle ein Mobiltelefon dabei haben würden.
Ja, wir sind da mitgewachsen und unsere Kinder wachsen bereits in einer komplett anderen Welt auf. Für sie sind all diese Dinge, die Technik, die ständige Erreichbarkeit und teils sofortige Verfügbarkeit von allen möglichen Dingen ganz normal.
Für uns HSP allerdings macht es dieser Technik- und Digitalisierungswahn nur schwerer.
Dadurch, dass wir sowieso alles viel intensiver wahrnehmen und tiefer verarbeiten - und diese Informationen und Reize tagtäglich immer mehr werden, kommen wir kaum noch aus der Überstimmulierung raus und tendieren zu einem chronisch dysregulierten Nervensystem. Das erklärt vielleicht auch, warum vor 100 Jahren noch niemand über Hochsensibilität gesprochen hat. Klar gab es auch damals schon hochsensible Menschen, aber da die allgemeine Reizüberflutung noch nicht annähernd die heutigen Ausmaße erreicht hatte, fiel es vielen Menschen vielleicht gar nicht so sehr auf, dass sie anders funktionierten als die anderen. Heute ist die Diskrepanz zwischen dem, was wir HSP brauchen und dem, wie unsere Gesellschaft aufgebaut ist und funktioniert, höher denn je. Da wünscht manch einer sich fast die alten Zeiten von vor 100 Jahren zurück, auch wenn wir alle wissen, dass wir dieser Entwicklung natürlich nicht entfliehen können.
Daher ist es umso wichtiger, dass du gut auf dich aufpasst und für dich und deine Bedürfnisse sorgst. Dass du lernst, dein Nervensystem zu lesen und für dich selber Grenzen setzen zu können. 💙
Hochsensible Menschen haben ein höheres Ruhebedürfnis als andere.
Als HSP überreizen wir naturgemäß schneller als andere. Bestimmt kennst du das auch: Du hat eigentlich gar nicht viele Termine, erledigst nur deine alltäglichen Routinen (wie Arbeiten, die Kinder versorgen, vielleicht noch einen Einkauf erledigen) und trotzdem spürst du spätestens am Nachmittag, dass du total reizüberflutet bist und dringend Ruhe nötig hast?!
Das Problem ist, dass wir uns tagtäglich nicht nur mit den vermehrten äußeren Reizen aus unserer Umgebung rumschlagen, sondern uns zusätzlich auch noch innere Reize zusetzen können, wie Müdigkeit, ein schlechtes Gewissen oder schlechtes Gefühl, körperliche Beschwerden, Grübeleien, hormonelle Veränderungen etc. Da kann eine ganze Menge zusammenkommen. 💙
Wichtig ist, dass du dir als HSP bewusst bist, dass du einfach ein viel höheres Ruhebedürfnis als andere hast - und dass das in Ordnung ist. Was du tun kannst, um insgesamt schon mehr Ruhe in deinen Alltag zu bringen, erfährst du hier:
15 Tipps, um mehr Ruhe in deinen Alltag zu bringen
Bewegung an der frischen Luft Sorge dafür, dass du dich jeden Tag mindestens eine Stunde an der frischen Luft bewegst und sei es nur ein entspannter Spaziergang.
Genug Ruhe und Schlaf Gönne dir pro Tag 8-10 Stunden im Bett - ob du schläfst oder nicht. Du kannst auch meditieren, nachdenken, träumen. Wenn möglich, empfehle ich dir auch eine Stunde Mittagspause zu machen. Wenn du keinen Mittagsschlaf machen möchtest, kannst du dich auch einfach nur aufs Bett legen, ein bisschen lesen oder Musik hören (aber bitte nicht auf dem Smartphone surfen!).
Aktive Erholungszeiten einplanen Der Feierabend, das Wochenende und dein Urlaub sollten als Erholungszeit gelten, zumindest zum großen Teil. Verbringe sie mit den Menschen und den Aktivitäten, die dir guttun.
Trink weniger Kaffee Es gibt HSP, denen Kaffee nichts ausmacht, aber wenn du zu denen gehörst, die durch Kaffee erst richtig wach werden und sobald die Wirkung nachlässt, in ein Loch fallen, dann solltest du vielleicht lieber auf Tee umsteigen. Kaffee vertuscht deine Müdigkeit und dass du vielleicht eigentlich gerade eine Pause brauchst. Das kann mit ein Grund dafür sein, warum du abends immer sehr erschöpft und müde bist.
Blaulicht vermeiden Wenn du viel vor dem PC sitzen musst, dann besorge dir unbedingt eine Blaulichtbrille. Blaulicht erhöht deine Cortisolproduktion. Gerade vor dem Schlafengehen solltest du deshalb darauf verzichten, nochmal schnell am Laptop oder am Handy zu surfen.
Positive und glückliche Erlebnisse Überlege dir, welche positiven Erlebnisse (z. B. ein Telefonat mit deiner Freundin, Kirchgang, im Chor singen, Sport etc.) dich glücklich und zufrieden machen und plane sie in deinen täglichen oder wöchentlichen Ablauf ein.
Dein sicherer Ort Schaffe dir einen sicheren, gemütlichen Ort in deinem Zuhause, wo du für dich sein und dich entspannen kannst. Hier kannst du in Ruhe lesen, Entspannungsübungen praktizieren, malen, deinen Hobbies nachgehen.
Journalling Lege dir ein Notizbuch zu, in dem du alles festhältst, was dich gerade bewegt. Du musst nicht jeden Tag schreiben, nur wenn du das Bedürfnis hast, deine Gedanken zu sortieren und zu reflektieren.
Geheimwaffe "Ohrstöpsel & Co." Trage Ohrstöpsel (oder noch besser Noise Cancelling Kopfhörer), wenn du dich in einer lauten, schnell überreizenden Umgebung befindest (z.B. im Supermarkt). Ohrstöpsel helfen auch gut bei Babygeschrei - keine Angst, du hörst deinen Schatz trotzdem noch, aber die extrem reizenden Höhen im Geschrei werden abgemildert und triggern dich deshalb etwas weniger.
Natur & Tiere Verbringe regelmäßig Zeit mit Tieren, Pflanzen und in der Natur (am besten am Wasser oder im Wald).
Musik Höre dir deine Lieblingsmusik an oder lasse dich von besonderen Klängen (Klangschalen etc.) entspannen und beruhigen. Erstelle dir gerne auch Playlists für verschiedene Gemütszustände, die deine Energie positiv beeinflussen.
Angenehme Kleidung Achte darauf, aus welcher Stoffe deine Kleidung, Bettwäsche - alles, was deine Haut berührt - besteht. Wenn etwas unangenehm reibt oder kratzt, sortiere es aus.
Gesunde Beziehungen Überlege dir, welche Beziehungen dir den meisten Stress bereiten. Könnten sie sich entspannter gestalten, wenn du klare Grenzen ziehst und deine Bedürfnisse klar kommunizierst? Gibt es Menschen, mit denen du vielleicht eigentlich gerne weniger Zeit verbringen würdest. Fühl' in dich hinein und nimm deine Gefühle ernst.
Digitale Auszeiten Mach dein Smartphone ab einer gewissen Uhrzeit doch einfach mal aus! Jeder, der dich ganz dringend erreichen will, kann dich auch auf dem Festnetz anrufen. Push-Nachrichten kannst du ebenfalls abstellen, das kann auch schon eine Menge ausmachen. Außerdem gibt es verschiedene Apps, die dein Nutzungsverhalten tracken und einschränken. Probiere es mal aus! Du gewöhnst dich dran und es macht einen großen Unterschied.
"Meckerfreie" Tage Führe "meckerfreie" Tage ein, an denen du nicht schimpfst, meckerst oder dich beschwerst. Wir tendieren dazu, immer alles um uns herum zu bewerten und zu verurteilen, regen uns ständig über Dinge auf, die wir nicht ändern oder kontrollieren können - das ist verschwendete Energie. Probiere mal aus, was passiert, wenn du es einfach mal bewusst sein lässt.
Comments